Alma
Opera in Five Acts
By Ella Milch-Sheriff
Libretto: Ido Ricklin
Kritiken – ausgewählte Zitate
Der Standard, 28.10.2024
Die Uraufführung von Ella Milch-Sheriffs Oper über Alma Mahler-Werfel wurde für ihre farbenstarke Musik und das schillernde Sujet frenetisch bejubelt. […] Dem Duo Ella Milch-Sheriff (Musik) und Ido Ricklin (Buch) ist es dennoch geglückt, einen mutmaßlichen Bühnenhit in die Welt zu setzen. […] Ein Wunder an Vielfalt die Musik von Milch-Sheriff: Mal tönt eine Art Wienerlied aus dem
Orchestergraben, mal wölben sich Melodiebögen in eleganter Jugendstilmanier, mal wabern freitonale Akkordnebel, pulsieren drängende Rhythmen oderröhren deformierte Blechfanfaren. Selbst Mahler- und Mozart-Zitate fügen sich wirkungsvoll in diese Schmelztiegel-Partitur ein. Nicht zu vergessen: Die kompakte Leistung des Chors und des Orchesters unter Omer Meir Wellber,
ebenfalls vom Saal gefeiert. Die Zeichen stehen gut für ein langes Leben dieser Volksopernnovität.
Christoph Irrgeher
Kurier, 28.10.24
Phänomenal traurig und absolut sehenswert: Alma" an der Volksoper erzählt das Leben der Muse Alma Mahler-Werfel als bittere Leidensgeschichte mit eindrücklicher Musik. […] Aus dem Graben kommt, unter der hervorragenden Leitung von Omer Meir Wellber, ein Kaleidoskop der Musiken der Wiener Jahrhundertwende. Es wagnert, als Alma Manon aus dem Totenreich bittet wie Klingsor Kundry im Parsifal". Es mahlert, natürlich. Es gibt ideologiebefreite Neue Musik, die Dramatik besonders gut kann, die unterhält und zum Mitleiden verführt. Es ist neue Musik auch für jene, die Neue Musik sonst ablehnen.
Georg Leyrer
Kronen Zeitung, 28.10.24
Donnernder Applaus, Jubel, Ovationen für Alma , Ella Milch-Sheriffs – Ein Triumpf für die Volksoper! […] Oper über Alma Mahler Gropius-Werfel, Wiens gesellschaftliche Ikone um 1900 aber auch für Ruth Brauer-Kwams bühnenwirksame Inszenierung, den Dirigenten Omer Meir Wellber und besonders die Alma Annette Daschs. Vor Milch-Sheriffs Neuer Musik braucht sich niemand zu fürchten: Dramatisch, aufgeputscht, farbenreich, voll schrägen Walzern, Tango, strammen Märschen und griffigen Zitaten etwa aus Gustav Mahlers Dritter, schmiegt sie sich an die Story. Souverän: Omer Meir Wellber am Pult des tadellosen Volksopernorchesters.
Dr. Karl-Heinz Roschitz
Süddeutsche Zeitung, 28.10.2024
Ihr Leben als große Oper. Idolisiert und gehasst, jetzt als tragische Heldin vertont: die Uraufführung eines feministischen Stücks. […] Der rhythmisch in herben Klängen da hinbrausende Dreistünder wird von dem demnächst nach Hamburg wechselnden noch Musikchef der Wiener Volksoper dirigiert. Omer Meir Wellber putscht Musiker wie Publikum mit Furor auf. […] Ella Milch-Sheriff
versucht erst gar nicht, Alma in allen Facetten und Widersprüchen zu zeigen oder gar ihre Faszinationskraft zu verstehen. Letztere setzt sie einfach voraus. Das funktioniert, weil Annette Dasch ganz natürlich der Mittelpunkt des Geschehens ist. Sie macht keine Show, sie brilliert nicht durch ausgestellte Virtuosität. Sie vereint singend und spielend Ruhe, Würde, Vitalität, Ausstrahlung,
Stimmigeit, Unangestrengtheit. So kann Dasch jenseits des Künstler-und Erotiktrubels, des dessen Zentrum Alma immer war, eine starke, emphatische und verletzliche Frau zeigen, die in keinem Moment klein beigibt, aber immer wieder Kompromisse eingeht, bis zur Selbstverleugnung, um nicht marginalisiert zu werden. Aus dem gleichen Ansatz heraus komponiert Ella Milch-Sheriff. Sie zitiert
und bedient sich bei Mahler, Schönberg, Berg, Mozart, Schostakowitsch, sie amalgamiert die Anklänge in einer vitalen und reaktionsschnellen Klangsprache, die warme Dunkelheit bietet ohne spätromantisch, moluskenhaft oder weich zu werden.
So sind die Klänge Abbild von Almas Psyche, genauso wie es der Balanceakt zwischen Musical und Avantgardeoper ist, zwischen Intellekt und großem Auftritt. Milch Sheriff will Verständlichkeit. Die Geschichte auf der Bühne setzt kein Vorwissen voraus, sie erfordert keinerlei anstrengende Analyse, ist unmittelbar nachvollziehbar und entfacht einen zunehmend emotionalen Sog…
Reinhard J. Brembeck
BR Klassik, 27.10.24
Alma Mahler-Werfel, Ehefrau und Geliebte großer Männer, verhinderte Komponistin: Die Oper "Alma" von Ella Milch-Sheriff errang an der Volksoper Wien mit Annette Dasch in der Titelpartie, inszeniert von Ruth Brauer-Kvam und unter der musikalischen Leitung von Omer Meir Wellber, einen einhelligen Uraufführungserfolg. […] Milch-Sheriffs Musik ist von jenem modernen Zuschnitt, bei dem sich Stimmungen und stilistische Schattierungen mühelos aus dem jeweiligen dramatischen Zusammenhang erklären. Der Manon-Akt basiert auf à la Schostakowitsch verbeulten Walzerklängen, der Werfel-Akt hat viel mit Tangorhythmen zu tun, im Kokoschka-Akt kommt es immer wieder zu Marschgrotesken. Dabei nützt sie immer wieder musikalische Anverwandlungen, die wie Zitate wirken mögen, aber keine sind – etwa bei der Heurigenmusik am Anfang –, bis hin zu tatsächlichen Übernahmen. […] Der dritte Akt mit ihm liegt direkt vor der Pause, da zieht auch die Komponistin Ella Milch-Sheriff alle dramatischen Register, und Omer Meir Wellber am Pult lässt sich das auch nicht zweimal sagen und fährt mit dem Orchester der Volksoper sämtliche brutalen Kräfte auf.
Walter Weidringer
Salzburger Nachrichten, 28.10.24
Oper um eine Jahrhundertfigur: Spannende Uraufführung von Alma in der Wiener Volksoper. Die israelische Komponistin Ella Milch-Sheriff ist hierzulande kaum bekannt, ihr Auftragswerk zeigte Einfallsreichtum und Instrumentationskünste und einen ausgeprägten Sinn für effektsicheres Musiktheater. […] Dirigent Omer Meir Wellber treibt als Experte das Volksopernorchester zu Höchstleitungen, von weichen Streicherteppichen zu zarten Begleitfiguren bis zu rhythmisch aufbrausender Expression. […] Alles zusammen trieb das Publikum zu Begeisterung, einen Großteil empfing Ella Milch-Sheriff. Zu Recht.
Ernst P. Strobl
Neue Züricher Zeitung, 29.10.24
Ella Milch-Sheriff macht das Leben der umtriebigsten Witwe der Kulturgeschichte an der Wiener Volksoper zum deftigen Spektakel. […] zuvor hatte Milch-Sheriff mit einer farbenprächtigen, abwechslungsreichen und vielstimmigen Klangsprache unterhalten. Im Orchestergraben koordinierte Omer Meir Wellber gekonnt das turbulente musikalische Geschick. Der kurzzeitige Musikdirektor des Hauses und langjährige Kompagnon der Komponistin war es, der Milch-Sheriff überreden konnte, die Uraufführung ihrer Alma-Oper nach Wien zu vergeben.
Stefan Ender
Oberösterreichische Nachrichten, 28.10.24
Packende Uraufführung der Oper Alma von Ella Milch-Sheriff in der Wiener Volksoper. Musikalisch gelingt Ella Milch-Sheriff eine bezwingende Partitur, die überwiegend tonal verharrt, auch gerne vor allem im vierten, Mahler gewidmeten Akt zitiert bzw. Musik kreiert, von der man glauben möchte, sie schon einmal gehört zu haben. Im dritten Akt, in dem es um das ungeborene Kind Oskar
Kokoschkas geht, steigert sich die Musik zwar ins exzessiv Dramatische, lässt dabei dennoch viel erwartbare Musik entstehen. Das ist aber nichts Schlechtes, vielmehr gelingt es der Komponistin perfekt, aufdem emotionalen Klavier der Musikgeschichte zu spielen und das Passende für den Moment zu finden. […] In diese Kerbe schlägt auch Dirigent Omer Meir Wellber, der gerade das Ekstatische an dieser Partitur mit dem ebenso bestens disponierten Orchester der Volksoper heraus holt und so ein perfekter Sachwalter dieses Werkes ist.
Michael Wruss
APA, 27.10.24
Der Israelischen Komponistin Ella Milch-Sheriff und ihrem Librettisten Ido Ricklin gelingt an der Volksoper Wien jedoch, einen frischen Blick auf die legendäre Femme fatale des Fin de Siècle zu werfen. […] Die Emotionalität findet sich überhaupt weniger in den Gesangslinien als in der Musik. Milch-Sheriffs Partitur ist energiegetrieben, emotionaler als viele zeitgenössische Arbeiten, ohne auf
Textverständlichkeit zu verzichten. Mal werden Walzer, mal die Kaiserhymne und am Ende auch Mahler und Bach absorbiert und moduliert. Es erwächst eine vielgestaltige Musik, die unter dem straffen Zügel des einstigen Volksopern-Musikdirektors Omer Meir Wellber im Graben stilistisch dennoch nicht auseinanderfällt, sondern eine einfühlsame Tonalität für die einzelnen Szenen findet.
Martin Fichter-Wöß
Il Ponte, 4.11.24
Wenn man an Alma Mahler denkt, fällt einem als Erstes die lange Liste berühmter Männer ein, die Liebesaffären mit ihr hatten – drei davon hat sie sogar geheiratet. Ihre Beziehungen zu ihren Kindern kann man sich jedoch nicht vorstellen. […] Genau in dieser Perspektive bewegt sich das Libretto der Oper Alma – fünf Akte, die der Dramatiker Ido Ricklin für die israelische Komponistin Ella Milch-Sheriff sehr gut konstruiert hat. Aber es ist vor allem die musikalische Darbietung, die das Werk aufwertet, angefangen bei Omer Meir Wellber, der das Volksopernorchester leitete und ihm lebendige Klänge entlockte. Der Dirigent war sehr darauf bedacht, die fesselnden Aspekte einer insgesamt traditionellen Komposition hervorzuheben, indem er ihre mimetischen Aspekte und die
zahlreichen Reminiszenzen an Mahler unterstrich.
Giulia Vannoni (Übersetzung aus dem Italienischen)
Scherzo, 5.11.24
Die Musik der israelischen Komponistin Ella Milch-Sheriff, gut konstruiert und mit opulenter Instrumentierung, verleiht der Geschichte Einheit, erzählt sie uns wirkungsvoll und lässt uns all die verschiedenen Stimmungen, die der Protagonistin und die übrigen Charaktere durchleben, deutlich erahnen. […] Es gibt auch immer wieder Bezüge zum historischen Moment – verzerrte Walzer,
Jazzrhythmen, Kabarettmusik oder irgendeine Art von Wiener Heurigen. Der Gesangsstil ist anspruchsvoll, aber geordnet. In dieser, ihrer fünften Oper, zeigt sie, dass sie den Schlüssel zum Erfolg in der Hand hat.
In der musikalischen Leitung sorgte Omer Meir Wellber für eine hochwertige Aufführung und einen theatralischen Puls ohne Höhen und Tiefen, immer mit Energie und Emotionen. Er glänzte besonders im harten dritten Akt, in dem sich eine Tragödie zwischen dem Kind, das geboren werden will, und der Mutter, die es abtreiben will, zusammenbraut.
Pedro J. Lapeña Rey (Übersetzung aus dem Spanischen)
Van Magazine, 13.11.24
Für die Volksoper war es ein Coup: Die Uraufführung einer abendfüllenden Oper über das Leben einer Frau, die als Verkörperung des Wiener Fin de Siècle gilt und mit der die Nachwelt irgendwie noch nicht fertig ist. Bewundernswert, wie rückhaltlos sich Annette Dasch da in die Rolle der Alma Mahler-Werfel, geborene Schindler, warf, inklusive heftiger Sexszenen, inklusive menschlicher Abgründe: dem Fernbleiben bei der Beerdigung ihrer Tochter Manon (die Veranstaltungsform liege ihr nicht, sie besuche lieber Premieren); inklusive des schonungslosen Blicks auf den welkenden Körper einer einst als »schönsten Frau von Wien« Gefeierten. […] Auch sängerisch ist die Rolle fordernd. Omer Meir Wellber dirigierte die immer griffige Musik der israelischen Komponistin Ella Milch-Sheriff mit Verve, sie will zünden und sie zündet auch.
Holger Noltze
Fotos von Barbara Palffy/Volksoper